Für mich ist das ein riesengroßes Paket, das gut durchdacht werden will, damit letztendlich alles stimmig und rund ist.

Das ist einer der ersten Sätze, die ich bei einer Anfrage für meine neue Webseite an den Webdesigner geschrieben habe. Die Anfrage liegt jetzt ein knappes halbes Jahr zurück. Technisch ist so eine Sache innerhalb weniger Tage bereit, online gesetzt zu werden. Doch Technik ist nicht alles – selbst wenn teilweise Inhalte übernommen werden, so braucht es doch Zeit zum Reifen, zum Wachsen.

In der Parallele zu unserem Leben verwende ich das Wort Funktionalität statt Technik. Eine Funktionalität zu entwickeln, aufrecht zu halten, ist das eine – es mit Leben, mit Inhalt, mit dem zu füllen, was uns wichtig ist, ist das andere. Das erfordert ein Hineinfühlen, ein Hineinspüren. Das erfordert GEDULD. Es darf sich etwas zeigen, sich entwickeln, ggf. wieder einen Schritt zurückgehen, neu bedenken, neu erfühlen, … um uns dann auf allen Ebenen unseres Seins wohl zu sein. Ein inneres JA aus ganzem Herzen.

„Ich weiß darum, doch ich habe keine Geduld!“ – diesen Satz habe ich heute nicht das erste Mal gehört. Wir lachten darüber, als der Satz fiel „Lieber Gott! Bitte gib mir Geduld! … SOFORT!“. Es ist schon interessant: eine Anrede, die doch zum Teil in der Gesellschaft zumindest für Irritationen sorgt – wer betet in der Öffentlichkeit und beginnt mit „Lieber Gott“ – ist in dieser humoristischen Form doch gesellschaftsfähig.

Ein weiterer Satz „Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zupft.“ macht deutlich, dass wir darum wissen, es braucht Zeit. Mit dem Wissen ist es allerdings nicht getan, es braucht das Umsetzen in unser Leben, in unseren Alltag.

Geduld kann auch einen ganz anderen Inhalt haben.

Das habe ich heute wieder einmal erfahren, als ich im sehr späten Nachmittag ein Buch aus der Buchhandlung vor Ort abgeholt habe (gestern bestellt – heute abgeholt) und anschließend Brot kaufen wollte. Vor dem Bäcker stand eine Mutter mit ca. sieben-, achtjährigen Jungen. Beide mit korrektem Mund-Nasenschutz. Drinnen im Laden zwei Personen. Es dauerte … dauerte … die Minuten gingen dahin … der Junge schaute regungslos stumpf auf den Boden … endlich – die Tür ging auf, eine Kundin kam heraus, die Mutter ging hinein, der Junge sollte draußen warten. Er war äußerlich weiter regungslos, blickte weiterhin stumpf zu Boden. Die C-Situation fordert so so viel. Funktionalität. Zum ersten. Zum zweiten. Zum … Da wird der Begriff GEDULD auf ganz andere Art und Weise strapaziert. Zeigt sich in diesem Kontext eine Entwicklung, ein Hineinfühlen, eine Lebendigkeit, …? Die Minuten vergingen … der Junge stand weiterhin regungslos und blickte stumpf zu Boden …

Das ist nur eine Momentaufnahme, diese Begegnung mit einem ca. sieben-, achtjährigen Jungen in der seit über einem Jahr andauernden Pandemie-Zeit. Mit ihm wartete ich auch. GEDULD. Das ist nicht die Form von unserer eigenen Geduld – oder Ungeduld -, das ist eine Form, die uns von außen auferlegt wird. Nicht zum ersten Mal habe ich die Auswirkung davon so spürbar gehabt.

Ihr seht also, dass es innerhalb kurzer Zeit geschehen kann, von der persönlichen (Un-) Geduld in der gesellschaftlichen (Un-) Geduld zu landen.

Meine persönliche Geduld, die die Entwicklung, die die Entstehung meiner neuen Webseite gebraucht hat, ist erfüllt: ich habe heute die Feinkorrektur abgeschlossen. Mit Freude und großer Dankbarkeit entlasse ich die Webseite zu Frühlingsbeginn, zur Tag- und Nachtgleiche in die Lebendigkeit. Aus der Dunkelheit der Planungsphase, des Inhaltgebens in das Licht.

Im Einklang mit dem Jahresrhythmus: auch die Natur hat sich im Dunkeln und in der Ruhe des Winters mit GEDULD und sicherem Wissen um eine neue Lebendigkeit, um neues Wachsen auf den Beginn eines neuen Lebenszyklusses im Frühjahr vorbereitet.

Das Wissen und diese Geduld wünsche ich uns allen. Das wünsche ich ganz besonders allen Kindern dieser Erde: möge es für euch eine neue Lebendigkeit geben, ein kindgerechtes Wohlsein, lasst euer Licht strahlen in unbeschwertem, ausgiebigem Toben und Lachen!

Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Meine Begegnung mit dem ca. sieben-, achtjährigen Jungen ließ mich wieder vieles überdenken, spüren. Ich danke dir dafür. Und ich wünsche dir aus dieser Begegnung heraus, dass du bald wieder deine kindliche Lebendigkeit spüren und vor allem leben darfst!

Ihr Lieben – seid behütet!

Mit licht- und liebevollen Grüßen,

Ute